Wie Algorithmen neue Musikstücke erschaffen
Mit dem Programm von David Cope wurde eine Bombe gezündet, diese ließ es in der Musikwelt der Komposition ganz schön krachen. Vielleicht führt uns das in ein neues Zeitalter der Musikwissenschaft.
Das ist eine wahre Geschichte!
Douglas Hofstadter (Autor des Bestsellers „Gödel, Escher, Bach“) organisierte ein Konzert besonderen Art. Der Pianist spielte drei Stücke im Stil von Bach doch nur eines war wirklich von Bach. Das Publikum musste dann versuchen zu sagen, welches Stück das Echte war. Das Stück, dass das Publikum auswählte wurde vom Computer bzw. von einem Algorithmus komponiert!
"Bach ist einer meiner absoluten Lieblingskomponisten", sagte Dr. Larson, einer der dortigen Teilnehmer, zur New York Times. "Meine Bewunderung für seine Musik ist tief und kosmisch. Dass Leute von einem Computerprogramm betrogen werden konnten, ist sehr beunruhigend.“
Klassische Musik komponiert vom Computer
Kein Computerbereich interessiert mich mehr als Computermusik. Seit Jahren fasziniert mich, wie man mit Hilfe des Computers Musik machen kann. Damit können viele Menschen, die kein Instrument spielen können oder nicht so eine gutes Gehör besitzen, trotzdem die Musik tiefer geniessen.
Während viele die Veränderungen, die uns die Computer wirtschaftlich und in der Produktion gebracht haben, als beeindruckendere Fortschritte betrachten, bieten Computer als Komponisten neue Möglichkeiten, die erst jetzt ans Licht kommen.
Einer der großen Namen in der Geschichte des Computer-Komponierens ist David Cope. Er ist ein US-amerikanischer Autor, Komponist, Wissenschaftler und ehemaliger Musikprofessor an der University of California in Santa Cruz.
Sein Hauptforschungsbereich umfasst künstliche Intelligenz und Musik. Er schreibt Programme und Algorithmen, die vorhandene Musik analysieren und neue Kompositionen im Stil der ursprünglichen Eingabemusik erstellen können. Er begann als traditioneller Musiker und Komponist und schuf viele Werke, die auf der ganzen Welt aufgeführt wurden.
Ein Programm, an dem er arbeitete, mit dem Namen als „Experiments in Musical Intelligence“ (auch bekannt als E.M.I oder Emmy), wurde schließlich bekannt.
E.M.I ist ein Analyse-Programm, dass in seiner Datenbank neue Musikbeispiele im Stil eines Musik-Genres in seiner Datenbank zusammenstellen kann, ohne eines dieser Stücke exakt zu duplizieren.
David Cope setzte die Arbeit fort, die er mit E.M.I begonnen hatte, und begann das Programm zu verwenden, um mit diesem datengesteuerten Ansatz (dem so genannten EMI-Stil) neue Werke zu erstellen. Als er damit neue Stücke kreierte, bemerkte er Muster in seiner eigenen Arbeit, die er noch nie zuvor gesehen hatte. Auf der Grundlage dieser Beobachtungen begann er seinen eigenen Stil zu ändern.
Stravinski sagte angeblich: "Gute Komponisten leihen aus, große Komponisten stehlen.“
Cope setzte E.M.I erfolgreich ein um seine Komponier-Blockade zu durchbrechen und die Komposition seiner Oper weiterzuführen.
Abgeschlossen mit seiner Oper, setzte Cope E.M.I nun ein, um neue Werke im Stil verschiedener legendärer Komponisten zu komponieren. Er gab bedeutende Teile der Musik eines Komponisten in das System ein und benutzte sie dann, um mit den gesammelten Informationen neue Werke in ihrem Stil zu erstellen.
Cope schrieb mehrere Bücher und begann, die Kompositionen von E.M.I zu sammeln und aufzunehmen. Bach war seine erste Wahl, da er viele Stücke und einen leicht identifizierbaren Stil hatte. Er komponierte E.M.I-Kompositionen außerdem noch in Form von Bartok, Brahms, Chopin, Mozart, usw. und sogar sich selbst.
Für die nächste Aufnahme „Classical Music composed by Computer“ verwendete Cope menschliche Musiker, um die von E.M.I komponierten Stücke zu spielen. Diese Werke waren im Stil von Vivaldi, Mozart, Bach, Beethoven, Chopin, und Stravinsky.
„E.M.I zwingt uns, großartige Kunstwerke zu betrachten und sich zu fragen, woher sie kamen und wie tief sie wirklich sind", sagt Hofstadter zur New York Times. "Nichts, was ich in der künstlichen Intelligenz gesehen habe, hat das so gut gemacht."
E.M.I komponierte sogar eine komplette Sinfonie im Stil von Mozart, die 1997 beim Santa Cruz Baroque Festival aufgeführt wurde.
Diese von E.M.I komponierten Stücke forderten die Ansichten vieler Menschen heraus, nicht nur über Musik, sondern auch darüber, wie Computer in der gesamten Kunst eingesetzt werden können.
E.M.I produzierte Musik, die einige der kenntnisreichsten Fans klassischer Musik täuschen konnte, aber gleichzeitig auf die Eingabe bestehender Werke setzte.
"E.M.I verblüfft und beunruhigt", sagte Hofstaeder. E.M.I erzeugt keinen eigenen Stil, es ist nur dazu da, frühere Komponisten nachzuahmen.
Ein besonders gut gelungenes Werk ist ein Stück im Stile von Vivaldi oder von Bach.
Auf YouTube gibt es dazu sogar ein Video, welches ebenfalls von einem Computer generiert worden ist.
Die Wissenschaft unterstützt die Kunst
Warum sollte man Musik nicht auf bisher unbekannte Weise entwickeln? Das macht auch Sinn. Wenn Schönheit vorhanden ist, ist es unabhängig, ob sie von Menschen oder von einem Algorithmus entwickelt wurde. Musik ist immer noch Musik, unabhängig davon, wer oder was sie geschaffen hat.
Musikalisches Würfelspiel
Musikalische Algorithmen hat es schon viel früher gegeben, bevor es Computer gab.
Ein musikalisches Würfelspiel ist ein System, mit dem man Musikkompositionen mit der Hilfe eines Zufallsgenerators (in diesem Fall mit Würfeln) erstellen kann. Musikalische Würfelspiele wurden bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts, überwiegend für Klavier, veröffentlicht.
Vom Komponisten J.P Kirnberger stammt die wohl älteste Methode zum Komponieren mit Hilfe von Würfeln. Die bekannteste jedoch stammt von W. A. Mozart.
Mit der Zeit verschwand diese Art der Komponierens. Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erinnerte man sich wieder an diese Kompositionssysteme, welche man dann weiterentwickelte, um mit der elektronischen Rechentechnik automatisch generierte Musikstücke erzeugen zu können.
Heute besteht das Notenblatt, in der Computerversion der Würfelspiele, aus einzelnen Taktdateien und der Würfel wird durch den Zufallsgenerator ersetzt. Die Takte werden dann entsprechend der Takttabelle zu einer neuen Musik-Datei zusammengesetzt.
JEDE MUSIKALISCHE KOMPOSITION HAT MATHEMATISCHE GRUNDLAGEN
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Es gibt eine innige Beziehung zwischen Musik und Mathematik. Musik ist in vielerlei Hinsicht eine Anwendung der Mathematik, viele Komponisten haben diese Beziehung verstanden und ausgenutzt.
Die meisten grundlegenden Theorien der Musik können mit mathematischen Formeln ausgedrückt werden. Die Tonstufen und Dreiklänge sind eine Reihe von Frequenz-Verhältnissen, die einer Gleichung ähnelt.
Es gab aber auch schon Behauptungen, dass Mozarts und Beethoven ihre Algorithmen beim komponiert verwendet haben
Mozarts Formel wurde wahrscheinlich hauptsächlich dazu entwickelt, seine Produktivität zu steigern. Er musste, wie anderer Komponisten, schnell und effektiv arbeiten. Elemente dieser Formel sind jedoch unter Komponisten wohlbekannt.
Die Benutzung der mathematischen Mittel war auch in Beethovens Musik eingebettet. Beethoven war angeblich in der Lage, sein musikalisches Wissen über Stimmführung, Kontrapunkt und Harmonielehre mit mathematischen Mitteln zu erweitern.
Deshalb ist das einer der besten Plätze hier, um nach Informationen über die Beziehung zwischen Mathematik und Musik zu suchen. Er benutzte Konzepte der Gruppentheorie, um seine berühmten Sinfonien zu komponieren.
Das sind natürlich alles nur mögliche Interpretation von der Arbeitsweise, wie Menschen komponieren, doch wahrscheinlich werden wir ihr nie ganz auf den Grund gehen können. Doch eben diese Ungewissheit macht das Spiel mit den Tönen so faszinierend.
Würden wir tiefer graben, fänden wir dann nur mehr von diesen einfachen strukturellen Mitteln, die miteinander kombiniert werden, oder steckt noch mehr hinter der Musik?
Neugierig geworden?
In meinen Büchern „Musik für alle“, und/oder „Spielbuch der Musik“ für junges Publikum, präsentiere ich ein einfaches, musikalisches und analoges Würfelspiel und einfache musikalische Algorithmen.
Danke für Deine Aufmerksamkeit!
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